Euronymph - das Tutorial für den perfekten Einstieg


In diesem Artikel erklären wir dir:

  • wie die Euro-Nymphen-Technik entstanden ist
  • was ihre Stärken im Vergleich zu anderen Angeltechniken sind
  • welche spezifische Ausrüstung du dafür brauchst
  • welche Montagen am häufigsten verwendet werden
  • wie man auch ohne Gewicht in der Schnur wirft und eine perfekte Drift schafft

1. URSPRÜNGE UND ENTWICKLUNG

Die Angeltechnik, die wir heute als Euronymph kennen, entstand in den 1980er Jahren in Polen während einer Fliegenfischer-Meisterschaft. Da es für die polnische Mannschaft schwierig war, die richtige Ausrüstung zu beschaffen, durften sie auch ohne die herkömmlichen Fliegenschnüre an dem Wettbewerb teilnehmen. Stattdessen benutzten sie ausschließlich gewöhnliche Nylonschnüre, und ohne die Möglichkeit, ihre Fliegen mit dem klassischen Wurf zu präsentieren fischten sie direkt unter der Spitze ihrer Ruten. Die Drift der Nymphen war daher sehr kurz, aber äußerst präzise, und bei dieser Gelegenheit gewannen die Polen zum Erstaunen aller Teilnehmer diese Meisterschaft haushoch.

Den Tschechen, die das Potenzial dieser Technik sofort erkannten, gelang es, sie so weit zu perfektionieren, dass sie damit 1986 die Weltmeisterschaft gewannen. Das internationale Turnier war natürlich die perfekte Bühne, um der gesamten Fliegenfischer-Szene jene Technik zu präsentieren, die viele heute noch als Czech Nymph, also den tschechischen Nymphenstil bezeichnen.

Nach einer Periode, in der vor allem osteuropäische Länder die Fliegenfischerwettbewerbe dominierten, übernahmen und modifizierten auch die Franzosen und Spanier diese Angeltechnik. Sie passten sie an ihre eigenen Bedürfnissen an, entwickelten sie weiter und nannten sie ihrerseits French Nymph und Spanish Nymph.

Bald darauf verbreitete sich diese Angeltechnik, auch und vor allem dank der Welt der zahlreichen Wettbewerbe im Fliegenfischen, buchstäblich wie ein Lauffeuer, zunächst in Europa und später auch in Amerika. Heute gibt es auf der ganzen Welt Heerscharen von Enthusiasten, die das moderne Nymphenfischen praktizieren. Darauf hat auch die Angelindustrie reagiert und bietet mittlerweile ein stetig wachsendes Sortiment an spezifischer Ausrüstung für diese Art des Angelns zu an, angefangen von speziellen Fliegenruten bis hin zu den passenden Fliegenrollen und vielem anderen mehr.

Die Entwicklung der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigt, dass es sich nicht nur um eine vorübergehende Modeerscheinung handelt, sondern um eine Angeltechnik, die einen festen Platz in der Fliegenfischerei einnimmt und uns erhalten bleiben wird.

1.1. CZECH NYMPH (TSCHECHISCHE NYMPHE)

Beim Czech Nymph, der tschechischen Variante der modernen Nymphenfischerei wird eine Fliegenschnur ebenso verwendet wie ein Vorfach samt Vorfachspitze, wobei die beiden Letzteren insgesamt nicht länger als die doppelte Rutenlänge sind. Bei dieser Technik ragt die Fliegenschnur nur knapp über den Spitzenring deiner Fliegenrute und damit wird die effektive Reichweite im Wesentlichen durch die Länge des Vorfachs bestimmt. Daher nähert man sich so weit wie möglich an den vermuteten Standplatz der Fische an und bietet seine Nymphen in vergleichsweise kurzen Driften direkt unter der Rutenspitze an. Sobald die Nymphen diesen Bereich passiert haben, werden sie einfach angehoben und für eine neue Drift flussaufwärts geschlenzt. Bei dieser Technik haben die Nymphen nur wenig Zeit, um die „heiße Zone“ in der Nähe des Gewässergrundes zu erreichen, und daher werden eher schwere Muster verwendet. Einer der Vorteile dieser Technik besteht darin, dass der Angler sehr schnell vom Nymphenfischen auf das Fischen mit der Trockenfliege umsteigen kann, da die Fliegenschnur ohnehin schon aufgespult ist und das Vorfach nicht übermäßig lang ist.

1.2. FRENCH NYMPH (FRANZÖSISCHE NYMPHE)

Beim French Nymph, der französischen Nymphentechnik ist der Aufbau der gesamten Montage ähnlich, es befindet sich nach wie vor eine klassische Fliegenschnur auf der Rolle, sowie ein Vorfach samt Tippet. Der große Unterschied liegt im Vorfach, das hier viel länger ist. Dies ermöglichte es den Franzosen, viel effektiver auch auf größere Entfernungen zu fischen und trotzdem die Fliegenschnur auf der Rolle zu belassen. Die Möglichkeit, auf größere Distanzen zu fischen, bedeutet auch die Nymphen viel länger abdriften zu lassen und das bringt einige nicht unerhebliche Vorteile mit sich. Die Nymphen können nicht nur eine größere Strecke zurücklegen, sondern haben auch viel mehr Zeit zum Absinken und müssen daher nicht so schwer sein. Es versteht sich von selbst, dass sich eine leichtere Nymphe im Wasser viel natürlicher bewegt und folglich auch viel fängiger ist. Daher dauerte es nicht lange, bis die Franzosen mit ihrer weiterentwickelten Technik auch in der Welt des Wettkampf-Fliegenfischens einen positiven Eindruck hinterließen.

1.3. SPANISH NYMPH (SPANISCHE NYMPHE)

Die spanischen Fliegenfischer waren bei der Anpassung dieser Angeltechnik sicherlich am kompromisslosesten. Während bei den bis dato vorgestellten Varianten die klassische Fliegenschnur immer auf der Rolle aufgespult blieb, auch wenn sie defacto nicht benutzt wurde, wird sie beim Spanish Nymph komplett weggelassen und ausschließlich durch ein Nylon-Monofil ersetzt. Diese Modifikation ermöglichte es den Spaniern, ihre Nymphen auf beträchtliche Entfernungen zu präsentieren und so auch an größeren Flüssen sehr effektiv zu sein. Das führt aber auch dazu, dass es bei der spanischen Nymphentechnik schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist, so einfach wie beim Czech Nymph vom Nymphenfischen zum Trockenfliegenfischen zu wechseln. In diesem Fall kommst du nicht drum herum, die Fliegenrolle oder zumindest die Spule der Rolle auszutauschen, die dann mit einer klassischen Fliegenschnur bestückt ist.

1.4. DREI TECHNIKEN, EIN NAME

Das Nymphenfischen mit monofilen Schnüren in seiner ursprünglichsten Form übernahm in der Bezeichnung immer einen Verweis zu jener Nation, in der die jeweilige Technik in Mode gekommen oder weiterentwickelt wurde. Dabei hat es aber bis zum heutigen Tag kein europäischer Staat geschafft, dem Namen dieser Technik seinen nationalen Stempel bleibend aufzudrücken, so dass sie heute weltweit als Euronymph bekannt ist. Dieser Begriff, der von den Amerikanern geprägt wurde, bringt das Grundkonzept auf den Punkt, das alle diese Techniken vereint und sie so effektiv macht. Vor allem die Wettbewerbs-Szene als treibende Kraft der Innovation und Weiterentwicklung hat dazu beigetragen, das Beste aus den drei Techniken herauszuholen, indem sie auf ein extremes Niveau der Effektivität gebracht wurde. Deshalb werde ich im folgenden Artikel die ursprünglichen Begriffe vernachlässigen und nur noch von Euronymph gebrauchen. Heute von polnischer Nymphe, tschechischer Nymphe, französischer Nymphe und spanischer Nymphe zu sprechen, ist auf kultureller Ebene sicherlich interessant, aber auf praktischer Ebene ziemlich anachronistisch. Zudem würde es bei allen, die sich das erste Mal dieser Angeltechnik auseinandersetzen, nur zu unnötiger Verwirrung führen.

2. DIE PRAKTISCHEN VORTEILE DES EURONYMPH

Beim Angeln im Allgemeinen wurden schon immer Gewichte oder beschwerte Köder verwendet, um seine Köder an die gewünschte Stelle auswerfen zu können.

Beim Fliegenfischen hingegen werden nahezu gewichtslose Köder verwendet. Die Energie, die benötigt wird, um die Fliegenrute zu laden und den Köder zu befördern, wird durch das Eigengewicht der Fliegenschnur erzeugt.

Im Laufe der Jahre wurden aber auch beim Fliegenfischen beschwerte Fliegenmuster, die so genannten Nymphen, populär, aber trotzdem hat die klassische Fliegenschnur immer eine große Rolle beim Fliegenfischen mit der Nymphe gespielt.

Beim klassischen Nymphenfischen ergeben sich jedoch vor allem für Anfänger eine Reihe von schwierigen Situationen, denn die Fliegenschnur wird nach dem Auswerfen unweigerlich auf dem Wasser abgelegt und ist somit allen Strömungen und Hindernissen im Fluss ausgesetzt. Daher musst du sehr geschickt agieren, um das Vorfach möglichst natürlich und spannungsfrei abdriften zu lassen, damit deine Fliegen nicht dreggen, also unnatürlich schnell durchs Wasser gezogen werden. Um die vielen unterschiedlichen Strömungen im Fluss auszugleichen, musst du ständig die Fliegenschnur menden und nachfüttern. Je größer die Distanz, auf der du deine Nymphen präsentierst, desto mehr Schnur befindet sich auf dem Wasser und umso eher wird das Schnurmanagement zum Problem.

Euronymph hat dieses Problem an der Wurzel beseitigt, indem es die traditionelle Fliegenschnur im Wesentlichen durch monofile Schnüre oder ultraleichte Fliegenschnüre mit sehr geringen Durchmessern ersetzt hat. Da die monofile Schnur viel leichter ist als die Fliegenschnur, legt sie sich nicht aufs Wasser und wird dadurch auch nicht durch Hindernisse oder die Strömung beeinflusst.

Dadurch hat sich das Problem des Dreggens fast auf null reduziert und die Notwendigkeit des Schnurmendings entfällt völlig, da die Angelschnur nicht mehr der Strömung ausgesetzt ist. Dies ermöglicht eine viel einfachere und präzisere Kontrolle der Drift und erleichtert das Angeln in komplexen Strömungen.

Ein weiterer Vorteil von Euronymph ist, dass es keine durchhängende Schnur mehr gibt und der Kontakt zwischen dem Angler und den Nymphen sehr direkt ist. So kannst du jederzeit wahrnehmen, was unter Wasser passiert und auch den leisesten Zupfer mit einem blitzschnellen Anhieb quittieren. Beim klassischen Nymphenangeln ist dies, unabhängig von der Erfahrung des Anglers, aufgrund der nicht ständig gespannten Schnur schon rein physikalisch nicht möglich.

Die wichtigsten Vorteile des Euronymph sind:

  • minimales Dreggen
  • kein Schnurmending zur Kontrolle der Drift erforderlich
  • sofortige Bisserkennung und entsprechend schneller Anhieb
  • direkter Kontakt mit den Nymphen, ohne durchhängende Schnurbäuche

In den schematischen Bildern unten siehst du, welchen Einfluss das Gewicht einer klassischen Fliegenschnur im Vergleich zu einer monofilen Schnur oder einer ultraleichten Fliegenschnur hat.

Beim Euronymph wird auf die Verwendung der traditionellen Fliegenschnur verzichtet, das beim Nymphenfischen zu höherer Präzision, größerer Sensibilität und besserer Wahrnehmung der Fänge geführt hat.

3. EURONYMPH AUSRÜSTUNG

Durch den weltweiten Boom dieser Technik haben natürlich auch Gerätehersteller reagiert und bieten mittlerweile ein breites Sortiment an spezieller Ausrüstung fürs Euronymph an. In diesem Kapitel gehen wir im Detail darauf ein, was du tatsächlich brauchst und warum.

3.1. EURONYMPH FLIEGENRUTEN

Fliegenruten gehörten sicherlich zu ersten Angelgeräte, die an die neue Technik und ihre Anforderungen angepasst wurden. Dabei sind es vor allem drei Aspekte, die eine Angelrute für das Euronymph charakterisieren und die daher auch wichtig für dich sind, wenn du dir eine spezielle Euronymph Rute kaufen möchtest: Länge, Aktion und Gewicht.

3.1.1. LÄNGE DER EURONYMPH RUTE

Obwohl beim Euronymph auch auf größere Entfernungen geangelt wird, erreicht sie vor allem im Nahbereich ihre größte Effektivität, wenn man sich dem Hotspot nähert und dann so gut wie möglich direkt unter der Rutenspitze fischt. Aus diesem Grund sind Euronymph Ruten länger als klassische Fliegenruten und reichen von 9'6" bis 12'. Wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte, und die beliebtesten Längen, die bei dieser Art des Angelns reichen von 10' bis 11'. 9'6" lange Fliegenruten werden in kleineren und flachen Gewässern verwendet, während man bei einer 12'-Rute, schon Arme wie Arnold Schwarzenegger braucht, um nicht zu verkrampfen, wenn man den ganzen Tag lang korrekt führen will. Die Länge der Ruten hilft dir auch, die Monoschnur oder die ultraleichte Fliegenschnur sofort nach dem Wurf von der Wasseroberfläche abzuheben, um sie so weit als möglich dem Einfluss der Strömung zu entziehen.

3.1.2. AKTION DER EURONYMPH RUTE

Die Aktion der Euronymph Ruten ist ebenfalls speziell für diese Art des Angelns zugeschnitten. Natürlich entwickelt jeder Hersteller jedes Jahr neue Modelle mit immer besserer Performance und innovativen Materialien, die dann die eigentliche Aktion der Rute beeinflussen. Dabei bleibt jedoch bei aller Individualität und Finesse der einzelnen Marken und Modelle das Grundprinzip einer Euronymph Rute das Grundprinzip dasselbe.

Im Allgemeinen sind all diese Ruten mit einer sehr weichen und sensiblen Spitze ausgestattet, die jede Bewegung der über den Gewässergrund hüpfenden Nymphe bis ins Handteil überträgt. Auf diese Weise ermöglicht dir die Rute durch diese perfekte Wahrnehmung absolute Kontrolle über die Drift deiner Nymphen. Vor allen Dingen aber spürst du auf diese Weise auch jeden noch so sachten Biss und kannst sofort und verzögerungsfrei den Anhieb setzen.

Darüber hinaus hilft dir eine weiche Spitze auch dabei auch sehr leichte Nymphen auf entsprechende Distanzen werfen zu können, denn es ist nur wenig Gewicht nötig, um die Spitze zu laden. Zudem schützt eine weiche Rutenspitze auch die feinen Tippets vor Schnurbruch, indem sie im Drill die Schläge und Fluchten optimal abfedert.

Die restlichen Rutenteile bieten in aller Regel eine ausreichende Kraftreserve, so dass du auch größere Fische souverän und zügig bändigen und ausdrillen kannst. Die Aktion im unteren Teil der Rute ist tendenziell schnell bis moderat.

3.1.3. DAS GEWICHT DER EURONYMPH RUTE

Im Euronymph Stil zu angeln bedeutet viel Zeit mit dem erhobenen und ausgestreckten Arm am Wasser zu verbringen, sowie Rute und Rolle über mehrere Stunden in dieser Position zu halten. Auf lange Sicht wird diese Haltung mit Sicherheit die Arm- und Schultermuskulatur be- wenn nicht sogar überlasten, was selbst den schönsten Angeltag trüben kann. Um dieses Problem so gering wie möglich zu halten, wirst du früher oder später zu Geräten der mittleren und oberen Preisklasse greifen. Eine Rute aus hochwertiger Kohlefaser ist zwar teurer, aber eben auch sehr leicht, was sich während eines langen Angeltage spürbar bezahlt macht. Daher sind Gerätehersteller ständig auf der Suche nach neuen Materialien und Fertigungstechnologien, um immer leichtere und dennoch robuste Euro-Nymph Ruten entwickeln zu können.

Wie bereits erwähnt, wirkt sich auch die Länge auf das Gewicht aus, also übertreibe es nicht mit der Rutenlänge. Es bringt nicht viel, theoretisch zwar effektiver zu angeln, wenn der Rücken so sehr schmerzt, dass du die Rute nur noch verkrampft halten kannst.

Eine Fliegenrolle, die auf das Gewicht der Rute abgestimmt ist, kann in dieser Hinsicht durchaus hilfreich sein. Für ein gute Balance sollte die Rolle so viel wiegen, dass der Drehpunkt deiner Angelkombo in der vorderen Hälfte des Rutengriffes liegt. Im Zweifelsfall sollte die Kombo eher grifflastig sein, denn eine spitzenlastiges Setup ermüdet dich durch den langen Hebel der Rute über den Tag gesehen stärker.

Eine größere Länge, eine sensible Spitze, eine gute Kraftreserve in Richtung Handteil und vor allem ein möglichst geringes Gewicht. Das sind die Hauptmerkmale moderner Euronymph Ruten.

3.1.4. EINE SPEZIELLE ODER EINE VIELSEITIGE RUTE?

Bevor du deine erste Euronymph Rute kaufst, solltest du du dir überlegen, ob du mit deiner neuen Ausrüstung ausschließlich im Euronymph Stil angeln möchtest, oder auch ab und zu schnell und effektiv vom modernen Nymphenfischen zum Trockenfliegenfischen wechseln? Die Antwort auf diese Frage ist entscheidend für die Wahl der Rute und der restlichen Komponenten, die du benötigst.

3.1.5. EINE SPEZIELLE EURO-NYMPHENRUTE

Wenn du ausschließlich Euronymph angeln willst, selbst auf steigende Fische, dann sollte deine Rute mindestens eine Rutenlänge von 10' aufweisen. Je nach Größe der Gewässer, die du befischen möchtest, kannst du natürlich auch längere Modelle in Erwägung ziehen, wobei ich keine Rute länger als 11'6" empfehlen würde. Denn unabhängig von der Größe des Gewässers wirst du auch mit einer Fliegenrute sehr effektiv sein, die zwischen 11' und maximal 11'3" lang ist.

Auch wenn eine größere Reichweite auf den ersten Blick verlockend erscheint, solltest du immer bedenken, dass eine längere Rute auch schwerer ist und es daher schwieriger wird, sie über einen längeren Zeitraum in der typischen Euronymph Position zu halten.

Was die Schnurklasse betrifft, so werden in der Regel Fliegenruten der Klassen #2 bis #4 verwendet. Einem Euronymph Einsteiger würde ich zu einer Rute der Klasse #2/3, maximal #3, raten. Mit der Zeit und mit zunehmender Erfahrung kannst du dann je nach deinen persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen entsprechend höhere oder niederere Schnurklassen wählen.

3.1.6. EINE VIELSEITIGE EURONYMPH RUTE

Wenn du hingegen auch hin und wieder mit demselben Gerät, das du für das Euronymph angeln benutzt, auch schnell und einfach zum Fliegenfischen mit der Trockenfliege wechseln willst, dann solltest du dich für eine Rute in der Längen zwischen 9'6" und 10' entscheiden.

Wenn du hauptsächlich in kleinen bis mittelgroßen Gewässern angelst, ist die 9'6" ideal geeignet, während du mit einer Rute in 10' Länge in mittelgroßen bis großen Gewässern sicherlich besser bedient bist.

Fliegenruten in diesen Längen sind sehr vielseitig und ermöglicht es dir, sowohl beim Euronymph als auch beim Trockenfliegenfischen effektiv zu sein. Auch hier empfehle ich dir, dich in erster Linie an den Schnurklassen #2/3 bis #3 zu orientieren.

Um schnell vom modernen Nymphenfischen auf die Trockenfliege umzusteigen, hast du drei Möglichkeiten:

Wechsel der Fliegenrolle: Hierzu führst du zwei Fliegenrollen oder zumindest zwei passende Spulen für deine Fliegenrolle mit, wobei die Montage auf einer Spule spezifisch auf das Euronymph ausgelegt ist, während die Montage der anderen Spule speziell auf das Angeln mit der Trockenfliege ausgelegt ist. Das Austauschen der Fliegenrolle bzw. Spule dauert nur wenige Minuten.

Wechsel des Vorfachs: Bei dieser Variante hast du deine Fliegenrolle mit einer Fliegenschnur bespult, an der ein ca. 10-15 Meter langes Vorfach für das Euronymph Angeln anbringst. Um auf die Trockenfliege umzusteigen, nimmst du einfach das lange Vorfach ab und ersetzt es durch ein verjüngtes Fliegenvorfach wie es standardmäßig für die Fliegenfischerei mit der Trockenfliege verwendet wird. Das Euronymph Vorfach lässt sich sehr gut auf Vorfachaufwickler aus Schaumstoff zwischenlagern, bis es wieder zum Einsatz kommt. Auch diese Umrüstung dauert nur wenige Minuten.

Czech Nymph: Beim tschechischen Nymphenfischen kannst du sehr schnell von einer Angeltechnik zur anderen wechseln, da du im Wesentlichen mit der identischen Ausrüstung fischst, d. h. mit einer klassischen Fliegenschnur, die mit einem relativ kurzen Vorfach verbunden ist. So brauchst du lediglich die Nymphen durch eine Trockenfliege ersetzen. Bedenke jedoch, dass du bei der tschechischen Nymphenfischerei reichweitenmäßig im Vergleich zu den anderen Optionen ziemlich eingeschränkt bist, da du durch das vergleichsweise kurze Vorfach zwangsläufig näher an den Hotspot herankommen müssen, was nicht immer möglich ist.

Die ideale Rute, um mit dem Nymphenfischen zu beginnen, ist die 10' #3. Mit einem solchen Modell kannst du sehr effektiv im Euronymph Stil fischen, aber gleichzeitig ist sie vielseitig genug um mit dem richtigen Setting auch als Fliegenrute für die Fischerei mit der Trockenfliege verwendet zu werden. Eine Schnurklasse nicht über #3 ermöglicht es dir ultraleichten Fliegenschnüre optimal zu nutzen.

3.2. SPEZIELLE ROLLEN ZUM EURONYMPH

Ich würde nicht so weit gehen und behaupten, dass die Fliegenrolle für das Fliegenfischen im Euronymph Stil fast irrelevant ist, denn das wäre gelogen. Aber gerade wenn du das erste Mal in Berührung mit dieser Technik kommst, kannst du problemlos eine beliebige Fliegenrolle verwenden, die du bereits zu Hause hast und sie wird ohne weiteres ihren Dienst tun. Wenn es sich dabei um eine Fliegenrolle für das Hechtangeln in der Schnurklasse #8/9 handelt, könnte es natürlich etwas schwieriger werden, aber du könntest sie dennoch verwenden. Auf diese Weise kannst du dich dem Euronymph nähern, ohne anfangs viel Geld ausgeben zu müssen. So kannst du auch nach den ersten Ausflügen ans Wasser entscheiden, ob dir diese Art der Fliegenfischerei zusagt oder nicht.

Heutzutage bietet der Markt eine ganze Palette von speziellen Euronymph Fliegenrollen mit wirklich interessanten Eigenschaften, die dir helfen, noch effektiver Euronymph zu fischen. In den folgenden Abschnitten werden wir die verschiedenen Optionen kennenlernen und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile vorstellen.

3.2.1. SPEZIFISCHE EURONYMPH ROLLEN

Wenn du ausschließlich an Euronymph interessiert bist und eine neue Rolle kaufen möchtest, dann gibt es einen wichtigen Aspekt, den du beim Kauf unbedingt beachten solltest.

Wenn du schon einmal eine Fliegenrolle auseinandergenommen hast, ist dir sicherlich aufgefallen, dass alle Rollen grundsätzlich aus einem Rollenrahmen und einer Spule bestehen.

Klassische Rollenrahmen sind für Fliegenschnüre und nicht für monofile Angelschnüre ausgelegt. Da die Monoschnur viel dünner ist als eine klassische Fliegenschnur, kann es beim Angeln durchaus passieren, dass die Monoschnur über den Spulenrand springt. Wenn das passiert – und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das passiert – hast du nach ein paar Kurbelumdrehungen ein Schnurwirrwarr auf der Spulenachse. Dieses Problem wird zwar verringert, wenn du anstatt einer Monoschnur eine ultraleichte Euronymph Fliegenschnur verwendest. Es hängt aber auch hier von den Fertigungstoleranzen der Fliegenrolle ab und bei so mancher Fliegenrolle passen auch die ultradünnen Fliegenschnüre zwischen Spule und Rahmen.

Um dieses Problem an der Wurzel zu beseitigen, wurden Fliegenrollen mit einem geschlossenen Rahmen entwickelt. Bei dieser Art von Käfig ist es konstruktionsbedingt nicht möglich, dass die monofile Schnur bzw. dünne Fliegenschnur zwischen Spule und Rollenrahmen gerät. Auf diese Weise bist du vor plötzlichen Schnurverwicklungen und blockierten Rollen während des Angelns gefeit.

Eine interessante Charakteristik, die die meisten Euronymph Rollen gemeinsam haben, ist der Innendurchmesser der Spule. Da die Spule nur 15 bis 20 Meter Monoschnur oder höchstens 28 m ultradünne Fliegenschnur fassen muss, ist eine große Schnurkapazität nicht erforderlich. Dadurch ist es möglich, den Innendurchmesser der Spule zu maximieren, um den Memory-Effekt der Monoschnur bzw. Fliegenschnur deutlich zu verringern.

3.2.2. HALBAUTOMATISCHE FLIEGENROLLEN

Was die halbautomatischen Fliegenrollen betrifft, so gibt es zwar einige Modelle, die speziell für das Angeln im Euronymph Stil entwickelt wurden, aber so gut wie alle Modelle besitzen einen geschlossenen Rollenrahmen. Außerdem ist die Spule in den meisten Fällen groß genug, um mindestens eine #3er-Fliegenschnur aufzunehmen, was dir eine große Vielseitigkeit ermöglicht.

Vor allem spanische Euronymph Angler nutzen diese Art von Fliegenrollen bevorzugt für ihre "pesca al hilo" und sind dabei besonders von der klassischen Vivarelli angetan. Die spanische Firma Luckybur hat sogar zwei Spulen auf den Markt gebracht, die REINFORCED NYMPH sowie die COMPETITION, die vollständig mit einem 3D-Drucker hergestellt wurden und speziell für das Fliegenfischen mit einer monofilen Schnur geeignet sind. Beide sind perfekt mit Vivarelli-Rollen kompatibel.

Fairerweise muss gesagt werden, dass das Angeln mit halbautomatische Rollen nicht jedermanns Sache ist. Es gibt Angler, die sie hassen, aber auch Angler, die nicht mehr darauf verzichten wollen, nachdem sie sie ausprobiert haben. Auch hier ist die Wahl sehr individuell, aber gerade Einsteigern würde ich eher zu einer Fliegenrolle raten, bei der die Schnur herkömmlich von Hand aufgespult wird.

3.2.3. FLIEGENROLLE MIT ZWEI VERSCHIEDENEN SPULEN

Eine sehr clevere Lösung bieten Fliegenrollen, deren Ersatzspulen unterschiedliche Durchmesser ausweisen. Die Euro Fly Pro Fliegenrolle beispielsweise wurde spezielle Euronymph Rolle entwickelt, die in ihrem geschlossenen Rahmen zwei unterschiedliche Spulen aufnehmen kann. Damit kannst du auf demselben Rollenrahmen beim Euronymph eine spezielle Spule mit extragroßem Innendurchmesser montieren. Wenn du hingegen mit der Trockenfliege fischen willst, dann wechselt du einfach zur Spule mit mehr Fassungsvermögen. In Kombination mit einer 9'6- oder 10'-Rute ist dieser Rollentyp sehr vielseitig einsetzbar und damit auch äußerst effektiv.

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3.2.4. SIND KONVENTIONELLE FLIEGENROLLEN SINNVOLL?

Fliegenrollen, speziell für Euronymph ausgelegt, haben aufgrund ihrer geringen Schnurkapazität oft nicht ausreichend Fassungsvermögen, um eine klassische Fliegenschnur der Klasse #3 oder höher unterzubringen. Wenn du also nach wie vor mit einer klassischen Fliegenschnur auch im Euronymph Stil angeln möchtest und lediglich zwischen verschiedenen Vorfächer austauschst, um auf eine andere Technik zu wechseln, wird du dir zwangsläufig eine herkömmliche Rolle oder eine halbautomatische Rolle zulegen müssen.

Der wichtigste Aspekt, den du beim Kauf einer Fliegenrolle für das Euronymph beachten sollten, ist der Rahmen. Entscheide dich für ein Modell mit geschlossenem Rahmen, vor allem, wenn du mit monofiler Schnur fischst.

3.3. WATHOSENAUSRÜSTUNG UND MEHR

Beim Euronymph gibt es eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen, auf die du kaum verzichten kannst, vor allem wenn du regelmäßig unterwegs bist und all ihre Vorzüge wirklich ausreizen willst. Im Einzelnen sind dies:

  • Wasserdichte und atmungsaktive Wathosen
  • Watschuhe mit Gummi- oder Filzsohle
  • Watstock
  • Watkescher
  • Polbrille

3.3.1. WASSERDICHTE UND ATMUNGSAKTIVE WATHOSEN

Wie wir bereits gesehen haben, bist du beim Euronymph umso effektiver, je näher du an die entsprechende Angelstelle herankommst. Um dies so sicher und bequem wie möglich tun zu können, benötigst du in jedem Fall eine atmungsaktive Wathose.

Mit einer atmungsaktiven Wathose bleibst du trocken, denn sie ist selbstverständlich wasserdicht, aber gleichzeitig sorgt ihre Atmungsaktivität dafür, dass die vom Körper produzierte Feuchtigkeit entweichen kann und sich kein Kondenswasser im Inneren der Wathose bildet.

Es gibt Watstrümpfe, Hüftwathosen und Brustwathosen, aber die am häufigsten verwendeten Wathosen sind sicher die brusthohen Modelle, da du mit ihn auch tief waten kannst, um die besten Angelplätze zu erreichen. Außerdem bietet dir eine solche Wathose einen hervorragenden Schutz vor kaltem Wind.

3.3.2. WATSCHUHE

Watschuhe mit Gummi- oder Filzsohle und Spikes bieten maximalen Halt auf jedem Untergrund, auch auf glatten und rutschigen Oberflächen. Das ist von entscheidender Bedeutung für deine persönliche Sicherheit, denn ein Sturz am Fluss kann sehr gefährlich sein und böse enden.

In unserem Fliegenfischer-Onlineshop führen wir hochwertige Watschuhe Made in Italy, die auch für unwegsames Gelände bestens geeignet sind und deren Robustheit dir eine lange Lebensdauer garantiert.

3.3.3. WATSTOCK

Ein weiteres nützliches Zubehör ist der Watstock. Vor allem beim Queren schneller Strömungen oder tiefer Rinnen kann eine dritte Stütze sehr hilfreich sein, um das Gleichgewicht zu halten.

Ein Watstock ist faltbar und lässt sich bei Bedarf sehr leicht aufklappen, so dass du ihn immer dann zur Hand hast, wenn du ihn brauchst. Die restliche Zeit kann er zusammengeklappt sehr leicht mitgeführt werden, ohne dich zu stören oder beim Angeln einzuschränken.

3.3.4. WATKESCHER

Ein Watkescher ist aus mehreren Gründen unerlässlich, in erster Linie um die gefangenen Fische so schonend wie möglich zu behandeln. Mit Hilfe eines Keschers kannst du den Fisch in kürzester Zeit vom Haken lösen und wieder zurücksetzen, ohne ihn mit den Händen berühren zu müssen.

Ein Netz aus weichem Gummi beschädigt die empfindliche Schleimhaut der Fische nicht. Zudem trocknet es auch schnell und gibt keine unangenehmen Gerüche ab. Ein weiterer Vorteil gegenüber Netzen aus Stoff ist, dass sich deine Fliegen nicht verheddern können. Auf diese Weise bist du nach dem Fang eines Fisches sofort wieder bereit weiter zu angeln und musst nicht erst Nymphen aus dem Netz fusseln.

Gerade wenn du Catch&Release praktiziert, kommt praktisch nur ein Kescher mit weichem Gumminetz infrage.

3.3.5. POLARISIERTE SONNENBRILLEN

Eine polarisierte Sonnenbrille wird beim Angeln oft unterschätzt, auf sie solltest du aber keinesfalls verzichten. Denn Polbrillen schützen deine Augen nicht nur vor Überanstrengung, sondern auch vor den schädlichen UV-Strahlen der Sonne, was gerade an längeren Tagen am Wasser nicht zu vernachlässigen ist, da es auf Dauer zu Netzhautbeeinträchtigungen kommen kann.

Abgesehen von den gesundheitlichen Aspekten liegt der eigentliche Vorteil dieser Brillen beim Angeln darin, dass man den Grund des Gewässers deutlich sehen kann, denn dank der Polarisation wird die störende Blendung des Lichts an der Wasseroberfläche beseitigt. Dies bringt zwei Vorteile mit sich: Erstens kannst du die Fische im Wasser viel leichter erkennen, und zweitens, was viel wichtiger ist, siehst du auch deutlich, wo du im Wasser hin steigst, was letztendlich deine eigene Sicherheit erhöht.

4. KOMPLETTE AUSRÜSTUNG FÜR DAS EURONYMPH

Ein komplette Euronymph Montage ist – beginnend bei der Fliegenrolle – folgendermaßen aufgebaut:

  • Backing
  • Monofile Schnur oder ultraleichte Fliegenschnur
  • Sichthilfe
  • Tippet
  • Fliegen

Der Begriff "Vorfach" wird in dieser Aufzählung nicht verwendet, denn wenn du mit einer ultraleichten Fliegenschnur angelst, brauchst du kein Vorfach, während beim Fischen mit monofiler Schnur das Mono selbst als Vorfach dient.

4.1. BACKING

Die Funktion des Backings als zusätzlicher Schnurvorrat spielt beim Euronymph eine eher untergeordnete Rolle, denn es wird eher selten vorkommen, dass du es während einer Angelsession tatsächlich benötigt. Seine Rolle ist eher die eines Füllmaterials, um den Innendurchmesser der Spule so weit wie möglich zu vergrößern und den Memory-Effekt der Monoschnur oder Fliegenschnur deutlich zu reduzieren. Denn gerade monofile Schnüre, auch wenn es Qualitätsschnüre sind, tendieren dazu zu kringeln, besonders bei tiefen Temperaturen. Wenn du mit einer Monoschnur fischst, die effektiv kringelt, hast du keinen direkten Kontakt mehr zu den Nymphen, der aber fundamental für diese Angeltechnik ist. Dieses Problem lässt sich jedoch leicht lösen, indem du die Schnur vor dem Angeln streckst, entweder von Hand oder mit Hilfe eines Vorfachglätters.

4.2. MONOFILE ODER EURO-NYMPHENFLIEGENSCHNUR

Beginnen wir beim grundlegenden Konzept des Euronymph: Die Stärke dieser Technik liegt in der Leichtigkeit der Schnur, sodass du sie auch beim Angeln auf größere Entfernungen komplett außerhalb des Wassers halten kannst, und nur das Tippet mit den Nymphen ins Wasser eintaucht. Auf diese Weise hast du optimale Kontrolle über die Drift, ohne die Schnur menden zu müssen, du reduzierst das Dreggen auf ein Minimum und bist insgesamt präziser und effektiver.

Alles, was diesem System unnötiges Gewicht hinzufügt, ist beim Euronymph nicht geeignet. Selbst wenn speziellen Euronymph Fliegenschnüre ultraleicht sind, wiegen sie immer noch mehr als eine Monoschnur. Auf kurze Distanzen mag dieser Unterschied minimal sein, aber auf längere Entfernungen ist der Gewichtsunterschied zwischen Fliegenschnur und Monoschnur viel deutlicher spürbar und in vielen Fällen kann eine leichtere Schnur kann den Unterschied ausmachen.

Diese speziellen Euronymph Fliegenschnüre wurden entwickelt, um die Vorschriften bei Fliegenfischerwettbewerben zu umgehen, die den Teilnehmern vorschreiben, mit einer Fliegenschnur auf ihrer Fliegenrolle anzutreten. Bei Wettbewerben ist das Fischen mit einer reinen Monoschnur verboten. Das verwendete Vorfach darf dabei maximal die doppelte Länge der Fliegenrute aufweisen. Der im Reglement definierte Mindestdurchmesser für die zu verwendenden Fliegenschnüre beträgt 0,55 mm. Und genau diese universelle Größe weisen alle am Markt befindlichen Euronymph Fliegenschnüre auf. Selbstverständlich werden eben diese Schnüre von allen Teilnehmern verwendet, weil sie die leichteste Variante darstellt, die gerade noch den Regeln entspricht.

Fairerweise muss man jedoch festhalten, dass diese speziellen Fliegenschnüre wirklich sehr leicht sind. Obwohl sie natürlich ein höheres Gewicht aufweisen als eine Monoschnur, lassen sie sich dennoch sehr gut handhaben, ohne sie auf der Wasseroberfläche ablegen zu müssen. Daher sind sie sehr gut geeignet für eine kontrollierte Drift mit direktem Kontakt zu den Nymphen. Darüber hinaus bieten diese Schnüre dem Angler auch eine Reihe von Vorteilen, die dir eine monofile Schnur niemals bieten kann. Daher liegt es in erster Linie an dir zu entscheiden, welcher Schnurtyp am besten zu deinem Angelstil passt.

4.2.1. EURONYMPH FLIEGENSCHNÜRE, ALLE VORTEILE

Auch wenn diese Euronymph Fliegenschnüre sehr leicht sind, hilft dir ihr höheres Gewicht im Vergleich zu einer Monoschnur beim Laden der Rute. So kannst du auch mit sehr kleinen Nymphen oder Emergern auf entsprechende Entfernungen fischen, da du die Rute nicht allein durch das Gewicht der Fliegen laden musst. Mit diesen Fliegenschnüren lassen sich auch Trockenfliegen durchaus noch werfen. Wenn sich die Gelegenheit bietet und du die halbe Stunde nutzen möchtest, in der die Fische plötzlich steigen, hast du mit einer ultraleichten Fliegenschnur viel bessere Karten in der Hand als mit einer nahezu gewichtslosen Monoschnur. Zugegeben, mit einer 11-Fuß langen Rute und einer 0,55-mm Fliegenschnur eine Trockenfliege zu werfen ist nicht unbedingt ein optimal abgestimmtes Setup, aber mit dem richtigen Geschick und einer ausreichend weichen Rute kann man problemlos 15 m und weiter werfen.

Eine Rute, die sich stärker auflädt, bedeutet zudem auch höhere Schnurgeschwindigkeiten und somit präzisere Würfe, sodass du selbst bei etwas Wind noch passabel werfen kannst. Zudem erleichtert dir die höhere Genauigkeit das Platzieren deiner Nymphen auch auf engem Raum, z. B. unter überhängender Vegetation am Ufer oder in der Nähe eines Hindernisses.

Ein weiterer Aspekt, den du bei der bei der Wahl zwischen einer ultradünnen Fliegenschnur und einer monofilen Schnur berücksichtigen solltest, ist Regen. Wenn der Rutenblank nass wird, entsteht ein Adhäsionseffekt, bei dem die Monoschnur dazu neigt, am Rutenblank „festzukleben“. Auf diese Weise gleitet kann sie beim Werfen nicht mehr durch die Rutenringe gleiten. Dieses Problem tritt nicht nur bei starkem Regen auf, sondern auch in all jenen Situationen, wenn sich durch sehr hohe Luftfeuchtigkeit am Wasser Kondensationsfeuchte auf der Fliegenrute bildet. Bei einer Fliegenschnur tritt dieses Problem nicht auf, sie gleitet bei allen Wetterbedingungen perfekt durch die Ringe.

Die ultraleichte Fliegenschnur hat außerdem den Vorteil, dass sie einen viel geringeren Memory-Effekt hat als Mono-Schnüre. Vor allem bei großer Kälte neigt die monofile Schnur dazu, Schnurkringel zu bilden, auch wenn sie qualitativ hochwertig ist. Wie wir aber mittlerweile wissen, ist es gerade beim Euronymph ganz entscheidend, durchgehend direkten Kontakt zu den Nymphen zu halten. Die ultraleichte Fliegenschnur leidet unter dem Problem des Kringelns viel weniger.

4.2.2. DIE QUAL DER WAHL

Es gibt verschiedene Meinungen zu diesem Thema, und es gibt keine allgemeingültige Antwort, die eher für den Kauf einer Monoschnur oder einer Fliegenschnur sprechen würde. Ich denke, du solltest die erwähnten Vor- und Nachteile abwägen und dann die bessere der beiden Optionen entsprechend deinen Bedürfnissen an jenen Gewässern, die du vorwiegend befischst, auswählen. Meiner persönlichen Meinung nach ist die Monoschnur die beste Wahl, wenn dir du kein vielseitiges Setup suchst und du vor allen Dingen Euronymph mit maximaler Effizienz betreiben willst. Eine ultraleichte Fliegenschnur wird für dich aber immer dann interessant sein, wenn du es vorziehst, sehr spontan und flexibel auf verschiedene Situationen am Gewässer reagieren und dein Setup schnell und einfach anpassen zu können.

4.3. SICHTHILFE

Beim Euronymph ist die sog. Sichthilfe eines der wichtigsten Elemente deiner Montage, denn sie erfüllt gleich 5 grundlegende Aufgaben. Denn dadurch bist du in der Lage:

  1. zu verstehen, wo sich die Schnur befindet
  2. den genauen Zeitpunkt zu erkennen, an dem die Nymphen korrekt abdriften
  3. zu wissen, in welcher Tiefe du angelst
  4. die Geschwindigkeit der abdriftenden Nymphen im Verhältnis zur Strömung zu erkennen
  5. einen Anbiss zu spüren, noch bevor du ihn mit der Rute überhaupt spürst

All diese Informationen sind für effektives Euronymph fundamental und du erhälst sie, indem du das Verhalten der Sichthilfe sehr genau beobachtest.

Es ganz unterschiedliche Modelle von Sichthilfen auf dem Markt, jede davon mit individuellen Vor- und Nachteilen. Nicht geeignet sind hingegen all jene Modelle, die sehr voluminös sind oder durch ihr Eigengewicht deine Euronymph Montage unnötig beschweren würden. Damit kommen weder buschige Poly Yarn Modelle wie auch Bissanzeiger aus Hartschaum sowie Knetpaste nicht in Frage. Denn diese Modelle, obwohl sehr weit verbreitet beim klassischen Nymphenfischen, beeinträchtigen die möglichst natürliche und damit korrekte Drift deiner Nymphen durch ihren Widerstand in der Luft sowie im Wasser bzw. durch ihr Eigengewicht.

Empfehlenswert fürs Euronymph sind vor allem vier verschiedene Varianten, wobei bei allen Modellen eine einfache Monoschnur die Basis bildet, die in-line in deine Montage eingebunden wird.

Die Länge der Sichthilfe variiert zwischen 20 und 50 cm und wird mit einem Blutknoten an das Vorfach gebunden werden. Jenes Ende der Sichthilfe, an die das Tippet gebunden wird, ist idealerweise mit einem Mikroring ausgestattet, sodass du das Tippet schnell und einfach ersetzen kannst, ohne jedes Mal ein Stück der Sichthilfe abschneiden zu müssen.  Zudem befindet sich auf diese Weise bei einem unlösbaren Hänger die Sollbruchstelle (fast) immer am Mikroring und du verlierst nur das Tippet mit den Nymphen, nicht aber den Rest der Montage. Vorausgesetzt, die Tragkraft des verwendeten Tippets ist geringer als die der Sichthilfe.

Der Markt bietet aber auch ultradünne Fliegenschnüre mit bereits eingearbeiteten Sichthilfen bzw. Vorfächer in knalligen Signalfarben an. In diesen Fällen brauchst du nicht unbedingt eine zusätzliche Sichthilfe zu montieren, da diese ja bereits vorhanden ist.

Wie bereits weiter oben erwähnt, liegt der Schlüssel zum Erfolg bei dieser Angeltechnik in der Einfachheit, der Leichtigkeit und dem Minimalismus. Auch in dieser Hinsicht sich die am besten geeigneten SIchtihilfen zweifarbige bzw. dreifarbige Schnüre, Czech drops, Mikrospiralen oder spezielle Indikator-Wachse.

4.3.1. MEHRFARBIGE MONOSCHNUR

Die zwei- oder dreifarbige monofile Schnüre sind einfach, leicht und sehr gut sichtbar. Durch die komplementären Farbkombinationen der fluoreszierenden Farbtöne sind sie bei allen Lichtverhältnissen leicht zu erkennen und beeinträchtigt die Drift deiner Nymphen in keinster Weise. Sie werden grundsätzlich auf 25-50 m langen Spulen verkauft.

4.3.2. CZECH DROP

Czech drops bestehen aus einem Stück Monoschnur, das mit kleinen, verschiedenfarbenen Tropfen aus Kunstharz versehen ist. Sie sind gleichmäßig auf der Schnur verteilt, die entweder transparent oder selbst gefärbt sein kann. Diese Tropfen erhöhen die Sichtbarkeit erheblich, können vor allem dann ein Problem darstellen, wenn sie durch den Spitzenring deiner Fliegenrute gleiten sollen.

4.3.3. MIKROSPIRALE

Die Mikrospirale besteht aus einer gekringelten zweifarbigen Monoschnur, die eine Art Feder bildet. Diese Art von Sichthilfe wurde ursprünglich entwickelt, um die Regeln für Angelwettbewerbe zu umgehen, die die Verwendung von klassischen schwimmenden Bissanzeigern untersagten. Bei der Mikrospirale wurde nämlich nichts zum Vorfach hinzugefügt, sondern das Vorfach selbst wurde zum Bissanzeiger und wurde für das Fischen auf große Entfernungen verwendet, indem es auf der Wasseroberfläche abgelegt wurde, wie es beim klassischen Nymphenfischen mit der Fliegenschnur der Fall ist. Da sich Monoschnüre nicht menden lassen, um die Drift zu kontrollieren, fanden diese Sichthilfen vor allem bei der Fliegenfischerei an langen, seichten, langsam und gleichmäßig fließenden Rinnern Anwendung. Die "Feder" funktioniert dabei wie jeder andere Bissanzeiger, leistet aber aufgrund ihrer speziellen Struktur keinen Widerstand, was sie auch für sehr scheue Fische perfekt machte. Der Einsatz außerhalb des Wassers wie bei den anderen Varianten der Euronymph Sichthilfe ist zwar möglich, aber wenig sinnvoll, da er nicht für diesen Zweck konzipiert wurde.

4.3.4. FARBIGE WACHSE

Spezielle farbige Leuchtwachse können direkt auf die Schnur aufgetragen werden, egal ob diese selbst transparent oder ebenfalls farbig ist. Die Stärke dieser Wachse liegt in ihrer flexiblen Anwendung, denn sie lassen sich schnell auftragen und wieder abnehmen. Auf diese Weise kannst du die Positionierung der Sichthilfe jederzeit anpassen, ohne deine Montage neu aufbauen zu müssen.

4.4. DAS EURONYMPH TIPPET

Beim Euronymph wird das Tippet, also die Vorfach-Spitze, über den bereits erwähnten Mikroring mit der Sichthilfe verbunden. Dabei kannst du das Tippet so aufbauen, dass du 1 oder auch 2 Nymphen gleichzeitig fischen kannst, sofern es die jeweiligen Fischereivorschriften erlauben. Der Knoten, der am häufigsten für den Seitenarm der zweiten Nymphe verwendet wird, ist der Chirurgenknoten, der einfach zu binden und gleichzeitig sehr stabil ist.

Die Länge des Tippets hängt vor allem von der Tiefe des Gewässers ab, das du beangelst. Daher solltest du vor dem Montieren deiner Ausrüstung in etwa abschätzen, welche durchschnittlichen Tiefen der von dir befischte Gewässerbereich hat. Darauf aufbauend solltest du dann deine Montage ausrichten. Dabei solltest du jedoch immer bedenken, dass es immer Zeit zum Kürzen deines Tippets vorhanden ist. Also im Zweifelsfall besser einen Tick länger beginnen und sukzessive kürzen.

Bei einer angenommenen durchschnittlichen Wassertiefe von 100 cm sollte die Tippet etwa 1,3-mal so lang sein wie die Gesamttiefe, sprich etwa 130 cm. Denn aufgrund der Strömung wird dein Tippet nicht senkrecht und gestreckt ins Wasser reichen, sondern schräg und mit leichter Wölbung. Die zusätzliche Länge dient dazu, diesen Längenverlust der Auslenkung auszugleichen damit sich die Sichthilfe in etwa 5-10 cm über der Wasseroberfläche befindet, wenn die Nymphen am Gewässergrund abtreiben. Wäre das Tippet nur so lang wie das Gewässer tief, dann müsstet du die Sichthilfe eintauchen, damit die Nymphen den Grund erreichen. Auf diese Weise würdest du der Sichthilfe aber nicht mehr folgen können und damit auch ihre gesamten Informationen verlieren. Daher ist es ratsam, das Tippet evtl. sogar zu verlängern, bis auf etwa die 1,5-fache Wassertiefe, um sicherzustellen, dass die Sichthilfe weit genug aus dem Wasser ragt und gut sichtbar bleibt.

Je geringer der Durchmesser deines Tippets desto weniger Widerstand hat es im Wasser und umso schneller können deine Nymphen absinken. Natürlich sinkt mit dem Durchmesser auch die Tragkraft. Typische Tippetstärken beim Euronymph liegen zwischen 0,12 mm und 0,14 mm. Keine Angst vor diesen feinen Durchmessern, die weiche Spitze deiner Euronymph Rute wirkt wie ein Dämpfer und verhindert zuverlässig Schnurbruch auch bei größeren Fischen.

Die Länge des Seitenarms kann zwischen 7 und 15 cm variieren. Auch hier bietet eine großzügigere Länge des Seitenarms die Möglichkeit, deine Nymphen öfters wechseln zu können, ohne dass der Seitenarm zu sehr zu kürzen. Wenn der Seitenarm zu kurz wird, musst du einen neuen Seitenarm einbinden. Es ist also auf jeden Fall eine gute Idee, sich hier etwas Spielraum zu lassen.

Der Abstand zwischen der Nymphe am Seitenarm und jener an der Spitze des Tippets hängt von der gewünschten Wirkung der Montage bei der Drift sowie von der Sinkgeschwindigkeit der Nymphen selbst. Ein sehr guter erster Anhaltspunkt ist sicherlich ein Abstand von 30 bis 50 cm. Aber wie bereits erwähnt, kannst du diesen Abstand während des Angelns jederzeit an die gerade herrschenden Bedingungen anpassen.

Zum Knüpfen deines Euronymph Tippets solltest du Fluorocarbon gegenüber Nylon den Vorzug geben, denn es hat 4 gleich Eigenschaften, die es für diesen Einsatzzweck perfekt machen, nämlich: höhere Abriebfestigkeit, bessere Knotenfestigkeit, eine geringe Lichtbrechung und schnelleres Absinken.

  1. Die Abriebfestigkeit ist deutlich höher als bei Nylonmaterial und durch die tieflaufenden Nymphen kommt es sehr oft vor, dass das Tippet am Untergrund und verschiedenen Hindernissen reibt. Eine widerstandsfähigere Schnur kann hier einem plötzlichem Schnurbruch vorbeugen.
  2. Auch die Knotenfestigkeit von Fluorocarbon ist besser als jene von Nylon, immer vorausgesetzt, dass die Knoten auch sauber geknüpft sind. Ein nicht zu vernachlässigender Faktor beim Angeln mit feinen Schnüren.
  3. Auch ein Lichtbrechungsfaktor ähnlich dem von Wasser spricht für die Verwendung von Fluorocarbon. Zwar liest man immer wieder, dass Fluorocarbon im Wasser aufgrund dieser Eigenschaft im Wasser unsichtbar wäre. Das ist vielleicht ein wenig zu optimistisch, aber es ist sicherlich viel weniger sichtbar als Nylon. Durch die geringere Sichtbarkeit des Tippets schöpfen selbst scheue und misstrauische Fische weniger Verdacht.
  4. Aufgrund seiner höheren Dichte hat Fluorocarbon auch eine höhere Sinkgeschwindigkeit, die dazu beiträgt, dass deine Nymphen schneller den Gewässergrund und damit die „heiße Zone“ erreichen.

4.4.1. EIN EINFACHES EURONYMPH TIPPET

Wenn du eine ultraleichte Fliegenschnur mit integrierter Sichthilfe oder ein Vorfach in Signalfarben benutzt angelst, ist ein zusätzlicher Sichthilfe nicht unbedingt erforderlich, da er im Grunde schon vorhanden ist. Du knüpfst einfach ein Tippet ans vordere Ende und schon kann’s losgehen.

Moderne Fliegenschnüre sind in der Regel mit einer kleinen Schlaufe am vorderen Schnurende ausgestattet, so dass Sie die Tippet einfach mit einem Clinch-Knoten an der Fliegenschnur befestigen kannst, im Grunde so, wie du auch deine Nymphen ans Tippet knüpfst.

Eine Euronymph Montage mit einem fluoreszierenden Vorfach, das gleichzeitig als Sichthilfe dient:

Eine Euronymph Montage an einer ultraleichten Fliegenschnur mit eingebauter Sichthilfe:

4.4.2. EIN VIELSEITIGES EURONYMPH TIPPET

Wie wir bereits gesehen haben, ist die Sichthilfe unverzichtbar, da du durch sie viele Informationen über die Drift der Nymphen bekommst. Daher ist es denkbar schlecht, wenn du das Tippet eintauchen musst, um an tieferen Stellen deine Nymphen am Gewässergrund zu präsentieren.

Um auch in solchen Situationen effektiv weiterangeln zu können ohne die Montage erst langwierig um- und im Anschluss vielleicht sogar rückbauen zu müssen, verwenden viele professionelle Fliegenfischer und Wettkampfangler eine vielseitig einsetzbare Montage. Hier werden gleich 2 verschiedene Sichthilfen verwendet, so dass du problemlos in verschiedenen Tiefen deine Nymphen anbieten kannst und sich immer zumindes eine der beiden Sichthilfen knapp außerhalb des Wassers befindet. Wenn du in an tieferen Stellen angelst, tauchst du einfach die vordere bzw. untere Sichthilfe ins Wasser ein und orientierst dich an der hinteren/oberen.

Der Einfachheit halber könnte man annehmen, dass eine entsprechend lange mehrfarbiger Sichthilfe anstelle des zwischengeschalteten transparenten Nylonstreifens die gleiche Aufgabe erfüllen würde. Mit den unterschiedlichen Sichthilfen und dem Stück Nylon, das die beiden Sichthilfen klar voneinander trennt, orientierst du dich aber viel leichter. Auf diese Weise kannst du die einmal gefundene, optimale Tiefe für die Drift deiner Nymphen bei jedem neuen Durchgang exakt wiederholen und präsentierst deine Nymphen genau in jener Tiefe, in der du die Bisse bekommst.

Eine Euronymph Montage mit fluoreszierendem Vorfach und doppelter Sichthilfe:

Eine Eurnymph Montage mit ultradünner Fliegenschnur und doppelter Sichthilfe:

Bei allen Montagen sollten die Tragkräfte der einzelnen Teile zu den Nymphen hin abnehmen. Auf diese Weise reißt du bei einem Hänger nicht sofort die gesamte Montage ab und musst alles neu knüpfen. Die höchste Tragkraft sollte also dein Vorfach bzw. die Fliegenschnur haben, um dann in jedem der vorderen Abschnitte ein wenig abzunehmen.

In unserem Fliegenfischer-Onlineshop findest du sowohl spezielle Euronymph Fliegenschnüre mit eingebauter Sichthilfe und kleinen Schlaufen als auch bereits vormontierte Vorfächer mit Sichthilfe und Mikroring, die fix und fertig für den Einsatz sind!

4.5. NYMPHEN

Die richtige Auswahl der Nymphen spielt für eine erfolgreiche Euronymph Fischerei eine zentrale Rolle. Aber gar nicht mal so sehr wegen der detaillierten Nachahmung der natürlichen Nahrung, sondern sehr viel eher wegen des passenden Gewichts. Denn durch das Gewicht deiner Nymphen bestimmst du maßgeblich die Geschwindkeit des Absinkens sowie das Verhalten deiner Nymphen während der gesamten Drift.

Generell gilt: Je kleiner eine Nymphe, desto eher wirst du den Fisch damit überlisten. Das Problem dabei ist, dass kleine und damit leichte Nymphen nicht so schnell absinken und daher länger brauchen, bis sie dort angelangt sind, wo auch die Fische stehen. Die eigentliche Herausforderung besteht also darin, sehr kleine, aber dennoch schwere Nymphen zu verwenden. Eine große Hilfe sind hier Beschwerungen aus Tungsten (Wolfram), die es nicht nur als Kopfperlen, sondern auch in anderen Formen gibt. So werden beispielsweise bei den Javi-Nymphen vorgeformte Nymphen Körper aus Tungsten verwendet, denn diese wiegen deutlich mehr als vergleichbare Perlen. Bei anderen Nymphenmustern wiederum wird eine Grundwicklung aus Bleidraht gelegt, um das Gewicht zu erhöhen. Natürlich hat auch das Fliegenmuster selbst einen Einfluss auf das Absinken der Nymphen. Dubbing, CDC und andere flauschige Bindematerialien erzeugen einen Wasserwiderstand und verlangsamen das Absinken der Nymphen. Perdigon-Nymphen hingegen sind stromlinienförmig gebunden und deren Oberfläche wird noch zusätzlich mit Lack bzw. Kleber super-glatt versiegelt, damit diese Nymphen sehr schnell absinken können.

Ans Euronymph Tippet werden meist eine oder aber auch zwei Nymphen geknüpft; die Wahl wird dabei in erster Linie von den Vorschriften des jeweiligen Gewässers bestimmt. In den meisten Fließgewässern wird es kaum erlaubt sein, mehr als zwei Nymphen gleichzeitig zu verwenden. Grundsätzlich macht es durchaus sehr viel Sinn, mit zwei Nymphen zu fischen, sofern es erlaubt ist. Denn deine Fangchancen liegen mit zwei Nymphen weit höher, weil du nicht nur bei den Mustern variieren kannst, sondern auch bei den Gewichten. Durch den Abstand zwischen den Nymphen arbeiten diese auch in unterschiedlichen Tiefen. Dadurch lassen sich mit zwei Nymphen eine Reihe ganz unterschiedlicher Ansätze und Taktiken realisieren. 

Die Verwendung von nur einer Nymphe kann in kleineren Gewässern mit nicht zu tiefem Wasser oder an Stellen, wo es vor allem es auf große Präzision ankommt, sinnvoll sein. Abseits dieser sehr speziellen Fälle ist der Einsatz von zwei Nymphen fast immer besser geeignet.

In aller Regel kommt die schwerere der beiden Nymphen an der Spitze des Tippets, da das höhere Gewicht das Tippet sowohl beim Werfen als auch beim Absinken effizienter streckt. Wie wir bereits weiter oben gehört haben, nimmst du vor allem durch ein gestrecktes Tippet, alles wahr, was unter Wasser der Wasseroberfläche passiert und kannst auch nur so auf ganz sachte Bisse sofort mit einem Anhieb reagieren. Im Wurf hingegen verhindert das höhrere Gewicht an der Spitze, dass sich dein Tippet verheddert.

4.5.1. JIG NYMPHEN UND JIG OFFS

Durch eine spezielle Form der Haken und die passenden Beschwerungen aus Tungsten lassen sich Nymphen binden, die mit einer nach oben gerichteten Hakenspitze abdriften. Da du beim Euronymph deine Fliegen so nah wie möglich am Grund präsentieren willst, kommt es unweigerlich immer wieder zu Berührungen mit Steinen und anderen Hindernissen. Die nach oben zeigende Hakenspitze bleibt länger spitz und scharf. Zudem wird auch die Wahrscheinlichkeit eines Hängers verringert.

Bei diesen sogenannten Jig-Haken, also bei Haken, deren Öhr in Richtung Hakenspitze gekrümmt ist, sollten idealerweise mit geschlitzten Tungstenperlen kombiniert werden. Diese lassen sich über den Knick am Hakenschenkel bis direkt zum Öhr schieben. Durch diese Positionierung wird der Haken bzw. die Nymphe in der Drift so ausgerichtet, dass die die Hakenspitze zuverlässig nach oben zeigt.

Möchstest du dasselbe Prinzip mit einem Haken mit geradem Hakenschenkel anwenden, kannst du auf sog. Jig-Off Tungestenperlen zurückgreifen. Bei diesen speziellen Perlen ist die Bohrung exzentrisch angebracht. Bindest du diese Jig-Off Perle bei deinen Nymphen so ein, dass der größere und schwerere Teil gegenüber der Hakenspitze fixiert wird, dann driftet diese Nymphe ebenfalls mit einer nach oben zeigenden Hakenspitze ab.

4.5.2. DER ABSTAND ZWISCHEN DEN NYMPHEN

Der sandardmäßige Abstand zwischen den Nymphen variiert zwischen 30 und 50 cm und erlaubt es dir, innerhalb der Wassersäule in zwei verschiedenen Tiefen gleichzeitig zu fischen; diesen Abstand kannst du jedoch beliebig ändern und ganz individuell auf die konkreten Gegebenheiten deines Gewässers bzw. unterschiedliche Zielsetzungen deiner Montage anpassen. Sehen wir uns ein paar Beispiele an.

Beispiel 1

Indem du den Abstand zwischen den beiden Nymphen verkürzt, konzentrierst du das Gewicht und erhöhst ihre Sinkgeschwindigkeit, ohne das Gewicht und damit oft auch die Größe deiner Fliegen erhöhen zu müssen. In dieser Konstellation arbeiten beide Nymhen in sehr ähnlichen Tiefen. Diese Montage wird sehr gerne in der kalten Jahreszeit angewandt, wenn die Fische scheinbar am Grund festkleben und vor allem kleine Nahrung im Gewässer vorhanden ist.

Beispiel 2

Neben der Nymphe an der Spitze kannst du an den verlängerten Seitenarm einen leichten Emerger knüpfen. So driftet deine Nymphe am Grund und der Emerger spielt in der Wassersäule bis knapp unter der Wasseroberfläche. Mit dieser Suchmontage findest du die richtige Höhe, in der die aktiven Fische stehen. In bestimmten Fällen kann dies eine sehr erfolgreiche Montage sein. Allerdings kann es durch den langen und schlaffen Seitenarm recht schwierig sein, einen Biss auf den Emerger rechtzeitig zu spüren.

Beispiel 3

Die üblichste und am sicherlich am weitesten verbreitete Strategie: zwei Nymphen im Abstand von 20/50 cm, wobei die schwerere Nymphe an der Spitze gebunden wird. Auf diese Weise kannst du in unterschiedlichen Tiefen fischen, somit einen größeren Bereich der Wassersäule sehr effizient abdecken und gleichzeitig zu beiden Fliegen perfekt Kontakt halten.

Die beiden wichtigsten Faktoren der Nymphen sind ihre Größe und das Gewicht, weil du dadurch maßgeblich die Tiefe und die Geschwindigkeit der Drift bestimmst. Dies ist entscheidender als alles andere, weit wichtiger als das verwendete Muster selbst. Eine "hässliche" Nymphe, die in der richtigen Tiefe und in der richtigen Art und Weise abdriftet, ist viel fängiger als eine "schöne" Nymphe, die an der falschen Stelle unnatürlich am Fisch vorbeidriftet. Daher ist es immer besser, wenn du Nymphen mit unterschiedlichem Gewicht in deiner Fliegenbox hast als viele verschiedene Muster desselben Gewichts.

5. DER WURF

Beim Euronymph kannst du sowohl mit einer monofilen Schnur aber auch mit einer ultraleichten Fliegenschnur sehr effektiv angeln. Solange du vor allem im Nahbereich bis etwa 10 Meter fischst, ist das Werfen mit beiden Schnurtypen recht einfach. Komplizierter wird es aber, wenn du mit der ultraleichten Fliegenschnur auf größere Entfernungen präsentieren willst; in diesem Fall ist etwas mehr Erfahrung im traditionellen Fliegenwerfen erforderlich. Was das Angeln mit Monoschnur betrifft, so sind Leerwürfe unabhängig von der Entfernung nie sinnvoll.

Du wirst in den allermeisten Fällen im Bereich bis zu 10 Metern fischen und in diesem Fall ist bei der Verwendung einer ultraleichten Fliegenschnur kein Leerwurf erforderlich. Um die gewünschte Stelle zu erreichen, genügt eine einzige Wurfbewegung, um deine Nymphen auf die gewünschte Stelle zu befördern. Dabei reicht das Gewicht der Nymphen sowie der ultraleichten Fliegenschnur aus. Wenn du hingegen mit einer Monoschnur angelst, kannst du nur auf das Gewicht der Nymphen zurückgreifen.

Um beim Euronymph ein gewisses Niveau zu erreichen, brauchst du nicht sehr viel Zeit zu investieren. Mit ein wenig Konzentration auf die wenigen notwendigen Abläufe wirst du sehr bald deine ersten Fische fangen.

Im Folgenden möchte ich versuche, den Standardwurf beim Euronymph zu beschreiben, d.h. die Bewegungsabläufe, die du am Wasser routinemäßig ausführen wirst, sodass sie sich allmählich in das Gedächtnis deiner Muskeln einprägen. In der Beschreibung gehe ich dabei von einem Angler aus, der seine Fliegenrute mit der rechten Hand hält.

Um deine Nymphen auszuwerfen, ziehst du ausreichend Monoschnur oder ultradünne Fliegenschnur von der Rolle, um die gewünschte Entfernung zu erreichen. Zudem befindet sich das gesamte Tippet sowie ein Stück des Vorfaches außerhalb des Spitzenringes und du hältst mit der linken Hand die Monoschnur oder Fliegenschnur fest, dass sie nicht durch die bei der anschließenden Bewegung nach hinten nicht durch die Rutenringe gleiten kann.

Nun bringst du einer entschlossenen und dynamischen Bewegung die Rutenspitze knapp hinter deine Körperachse, bis etwa in die 13-Uhr-Position. Sobald sich die Schnur hinter dir streckt, führst du die Rute in einer schnellen Bewegung nach vorne in Richtung jener Stelle, an der du die Nymphen platzieren willst. Beim Stoppen des Wurfes lässt du die mit der linken Hand gehaltene Schnur los sodass sie durch die Ringe schießen kann.

Der Wurf selbst ist an sich abgeschlossen, aber du musst direkt im Anschluss daran einige Handgriffe mit dem richtigen Timing ausführen, um die Nymphen für die nächste Phase vorzubereiten. Dabei handelt es sich um einige wenige Punkte, die es zu beachten gilt. Diese Bewegungsabläufe sind sehr einfach und im Prinzip dieselben, unabhängig davon, ob du mit einer Monoschnur oder einer ultraleichten Fliegenschnur angelst. Dennoch sind sie entscheidend für eine korrekte Drift. Denn wenn deine Nymphen nicht von Anfang an richtig arbeiten und wie gewünscht Abdriften lässt sich dieser Fehler nur in den seltensten Fällen im Laufe der Drift kompensieren. In einem solchen Fall ist es besser, die missglückte Drift abzubrechen und den Wurf zu wiederholen.

Im nächsten Kapitel über die Kontrolle der Drift werden wir uns alle Schritte im Detail ansehen, die erforderlich sind, um beim Euronymph so effektiv wie möglich zu sein.

Im folgenden Video sehen wir eine Reihe von Würfen, die schlussendlich zum Fang einer kleinen Forelle führen.

6. DIE KORREKTE DRIFT

Wilde Forellen und Äschen achten sehr genau darauf, wie ein Insekt in der der Strömung abtreibt. Eine Nymphe, die schneller oder langsamer ist als die natürliche Strömung des Wassers, macht die Fische misstrauisch. Gerade große Fische an regelmäßig beangelten Gewässern sind in dieser Hinsicht sehr aufmerksam und verweigern bei kleinen Fehlern jede Nymphe. Um diese Fische dennoch zu überlisten, reicht es nicht aus, deine Nymphen in der richtigen Tiefe anzubieten, du musst sie auch in der richtigen Geschwindigkeit abdriften lassen, sodass sie quasi mit der natürlichen Strömung mitschwimmen.

Je langsamer die Strömung in dem von dir befischten Gewässer ist, umso mehr Zeit haben die Fische, deine Nymphen zu mustern und zu beurteilen, ob sie eine willkommene Mahlzeit oder eine Mogelpackung sein könnten. Daher muss an solchen Strecken die Drift deiner Fliegen im Endeffekt perfekt sein, wenn du erfolgreich sein willst. Im Gegensatz dazu hat der Fisch in schnellerem Wasser meist nur wenig Zeit, um zu entscheiden, ob er deine Nymphe nimmt oder sich einen Happen entgehen lässt. Solche Gewässer bieten dir in aller Regel ein wenig mehr Fehlertoleranz, was die korrekte Drift deiner Nymphen anbelangt.

6.1. DIE GESCHWINDIGKEIT DER STRÖMUNG

Für die korrekte Drift deiner Nymphen ist es sehr hilfreich zu verstehen, wie sich die Strömung innerhalb eines Wasserkörpers verhält. Denn die Geschwindigkeit ist nicht überall gleich verteilt. Durch die Reibung ist die Strömung am Grund und an den Ufern eines Gewässers geringer als an der Wasseroberfläche und gegen die Mitte des Gewässers hin, denn dort kann das Wasser nahezu ungehindert abfließen.

Wenn du also während der Drift deiner Nymphen die Sichthilfe verfolgst und dabei feststellst, dass sie sich gleich schnell bewegt wie die Oberflächenströmung, dann werden deine Fliegen mit großer Wahrscheinlichkeit zu schnell unterwegs sein und über den Gewässergrund gezogen. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass du auch so den einen oder anderen Fisch fangen wirst. Aber wenn du effektiv und erfolgreich Euronymph betreiben und auch an herausfordernden Gewässern und unter schwierigen Situationen Fische fangen willst, dann solltest du diesen Aspekt keinesfalls unterschätzen. Im Idealfall sollte die Sichthilfe deiner Montage daher immer mit einer geringeren Geschwindigkeit abdriften als die Oberflächenströmung des befischten Gewässers.

Bei einer idealen und sehr natürlichen Drift sollte dein Tippet mit einer etwas geringeren Geschwindigkeit abtreiben als die Oberflächenströmung. Die Sichthilfe hilft dir dabei, die Geschwindigkeit deiner Nymphen im Vergleich zur Oberflächenströmung einzuschätzen. Selbstverständlich kannst du die Geschwindigkeit der Drift anpassen, indem du das Gewicht deiner Nymphen variierst.

6.2. DAS RICHTIGE GEWICHT DER NYMPHEN

Schauen wir uns die 3 Szenarien an, um die Effektivität der Drift abschätzen und die evtl. nötigen Änderungen vornehmen zu können.

Deine Montage ist zu schwer, wenn sich die Sichthilfe sehr schnell spannt und sehr viel langsamer als die als die Oberflächenströmung abdriftet. In diesem Fall wirst du auch sehr deutlich spüren, wie deine Nymphen am Gewässergrund entlangschleifen und immer wieder hängen bleiben. Hier solltest du in jedem Fall auf leichtere Nymphen wechseln.

Du bist hingegen zu leicht unterwegs, wenn die Sichthilfe sich nie komplett spannt, weil die Nymphen nie den Bereich des Gewässergrundes erreicht haben, sondern im Mittelwasser unkontrolliert herumtreiben. Natürlich könntest du auch in dieser Situation einen Biss bekommen, nur wirst du ihn am schlaffen Tippet kaum wahrnehmen können. Aber auch wenn sich deine Sichthilfe spannt und mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Oberflächenströmung abdriftet, bist du nach wie vor zu leicht, denn deine Nymphen befinden sich zwar am Gewässergrund, treiben dort aber schneller ab als die Strömung. Gerade dieser Fall ist anfangs nicht ganz leicht erkennbar, macht aber den Unterschied zwischen einer passablen und einer perfekten Drift aus. Jedenfalls kannst du in beiden gezeigten Fällen die Drift verbessern, wenn du das Gewicht deiner Nymphen erhöhst.

Eine perfekte Drift hast du dann erreicht, wenn sich die Sichthilfe spannt und du deine Nymphen etwas langsamer als die Oberflächenströmung abdriften, ohne dass du ständig am Gewässergrund hängen bleibst. Hier spielt natürlich auch die Beschaffenheit des Gewässergrundes eine gewisse Rolle und auch bei einer perfekten Drift kann es beim Euronymph Angeln durchaus vorkommen, dass du ab und zu Hänger hast. Gerade versunkene Hindernisse wie Äste aber auch Unrat wirken wie wahre Nymphenfallen, die alles unlösbar festkrallen, was an ihnen entlang treibt. Gerade wenn dies öfters auftritt, solltest du auf Nymphen mit Jig-Haken umsteigen, sofern du nicht sowieso bereits solche Muster fischst. In jedem Fall solltest du dich von einem gewissen Materialverschleiß nicht entmutigen lassen, denn was die Angeltechnik anbelangt, machst du alles richtig und du wirst sehen, dass sich die Fänge sehr schnell einstellen werden.

6.3. DIE 3 PHASEN DER DRIFT

Die Drift beim Euronymph besteht aus 3 Phasen: Absinkphase, Strike Zone und Endphase. Im aller Regel wirst du deine Nymphen stromauf präsentieren und absinken lassen. Bevor sie sich vor dir befinden, sollten sie den Gewässergrund erreicht haben und sich in diesem fängigen Bereich idealerweise so lange wie möglich bewegen. Wenn die Nymphen weiter flussab driften, erreichen sie einen Punkt, an dem du sie nicht mehr optimal mit der Rutenspitze begleiten kannst. Indem du die Nymphen an diesem Punkt stoppst, werden sie durch die Strömung automatisch vom Gewässergrund weggedrückt und steigen in Richtung Oberfläche, wo sie ebenfalls von der Strömung zu deiner Uferseite getrieben werden.

In jeder dieser Phasen kannst du einen Biss gekommen, wobei die beste Phase definitiv die mittlere ist, gefolgt von der letzten Phase. Aber auch in der ersten Phase ist es nicht unmöglich, einen Fisch zu fangen, aber durch das noch nicht gestreckte Tippet ist es hier am schwierigsten, einen Biss zu erkennen und schnell genug mit einem Anhieb zu reagieren.

Bevor du also deine Nymphen wahllos auswirfst und abtreiben lässt, solltest du dir überlegen, wo du am ehesten die Fische vermutest und dir dann einen Punkt oberhalb davon aussuchen, an den du deine Nymphen wirfst. Dieser Punkt sollte weit genug vom vermuteten Standplatz der Fische entfernt sein, damit deine Nymphen bis dorthin den Gewässergrund auch sicherlich erreicht haben und optimal auf die Fische zudriften können.

6.3.1. ERSTE PHASE: ABSINKEN

In dieser Phase musst du deinen Nymphen genügend Zeit zum Absinken geben und dafür sorgen, dass sie sich im Bereich des Gewässergrundes befinden, bevor sie die Strike Zone passieren. Auch bei den nachfolgenden Erläuterungen zur richtigen Handhabung nehmen wir wiederum an, dass die Fliegenrute mit der rechten Hand geführt wird.

Unmittelbar nach dem Wurf, und zwar in dem Moment, wenn die Nymphen die Wasseroberfläche berühren, holst du mit der linken Hand die überschüssige Schnur ein, noch bevor sie auf das Wasser fällt, indem du sie um einen Finger der rechten Hand legst, damit du sie beim Nachgreifen zwischenzeitlich durch Andrücken an den Rutengriff fixieren kannst. Nachdem du die überschüssige Schnur eingeholt hast, solltest du in der rechten Hand die Rute halten und die Schnur mit einem oder mehreren Fingern an den Rutengriff drücken sowie die linke Hand frei haben. Du hebst nun die Rute an, um die gesamte Schnur, die womöglich noch auf der Wasseroberfläche liegt, komplett aus dem Wasser zu heben, sodass nur noch der unbedingt notwendige Teil des Tippets im Wasser verbleibt. Indem du mit der freien linken Hand die durchhängende Schnur einholst, bringst du deine gesamte Montage unter Spannung und stellst so den direkten Kontakt zu deinen Nymphen her.

Die oben beschriebenen Handgriffe solltest du sehr schnell und direkt nacheinander ausführen, um zu verhindern, dass die Fliegenschnur bzw. Monoschnur auf dem Wasser landet bzw. dort von der Strömung erfasst wird. Denn wenn die Schnur auf der Wasseroberfläche liegt, ergeben sich gleich mehrere Probleme, die dazu führen, dass deine Nymphen nie richtig zu arbeiten beginnen und die den Wurf besser wiederholst. Denn die auf dem Wasser liegende Schnur verlangsamt das Absinken deiner Nymphen, sie beginnen zu dreggen, driften nicht dort ab, wo du willst und dein Tippet streckt sich nicht richtig, sodass du auch einen evtl. Biss vermutlich nicht spürst.

Je weniger Schnur du effektiv im Wasser halten kannst, umso präziser wirst du fischen. Das ist der Grund, warum Czech Nymph so effektiv ist, denn indem du deine Nymphen direkt unter der Rutenspitze anbietest, kannst du den Teil der Schnur, der sich im Wasser befindet, auf ein Minimum reduzieren. Dadurch dreggen deine Nymphen nicht, was dir maximale Präzision der Drift und einen überaus direkten Kontakt mit den Nymphen ermöglicht. Wenn du in größerer Entfernung angelst, ist es unvermeidlich, dass zumindest das Tippet schräg ins Wasser eintaucht. Damit deine Nymphen dennoch den Grund erreichen, ist daher auch mehr Schnur im Wasser und dadurch der Strömung ausgesetzt. Aber auch hier gilt die Devise, je weniger Schnur im Wasser, umso effektiver bist du.

In dem kurzen Videoclip unten sind alle oben beschriebenen Schritte sehr gut zu sehen, auch wenn der ansonsten tolle Angeltag ein wenig unter dem extrem lästigen Wind gelitten hat. Wie du siehst, werden Bewegungen nach dem Wurf sehr schnell und flüssig ausgeführt. Anfangs mag dir das zwar etwas kompliziert erscheinen, aber bereits nach kurzer Zeit wirst du das Schnurmanagement verinnerlicht haben und alle Handgriffe ganz automatisch ausführen, ohne überhaupt noch darüber nachzudenken.

Indem du nach dem Wurf sehr schnell überschüssige Schnur einholst und sie damit möglichst komplett aus dem Wasser halten können, sinken deine Nymphen sehr schnell, genau an der gewünschten Strömungskante und erreichen den Gewässergrund rechtzeitig und mit minimaler Beeinflussung durch die Strömung. Das Tippet streckt sich vollständig, bevor die Nymphen die Strike Zone erreichen, und du kannst alles, was unter Wasser passiert, sehr gut wahrnehmen und auf auch die sachtesten Zupfer mit einem blitzschnellen Schlag reagieren.

Ein Fehler, den es zu vermeiden gilt

Um zu verhindern, dass die Schnur auf der Wasseroberfläche landet, ist man instinktiv verleitet, die Rute übermäßig anzuheben oder zu viel Schnur nach dem Wurf einzuholen. Beides ist natürlich möglich und in Maßen sinnvoll, aber übertreib dabei nicht, ansonsten ziehst du zu stark an deinen Nymphen, sodass du eine natürliche Drift verhinderst. Daher solltest du schnell aber dennoch mit Fingerspitzengefühl vorgehen und ein wenig Spielraum beim Spannen deiner Montage lassen.

Erinnerst du dich noch daran, dass du die Schnur von der linken Hand um den Finger der rechten Hand legst, sodass du sowohl Fliegenrute als auch Schnur in der rechten Hand hältst? Der Grund dafür ist, dass der Abstand zwischen dem Rutengriff und dem Leitring recht groß ist. Dieser Abstand macht die notwendigen Handgriffe sehr raumgreifend, wenn nicht gar unmöglich. Indem du die Schnur mit dem Finger der rechten Hand am Rutengriff hältst, werden alle notwendigen Bewegungen einfacher und dadurch auch schneller.

Ein nützliches Zubehör

Um dieses Problem zu lösen, hat die spanische Firma Luckybur einen zusätzlichen Leitring entwickelt, die sich nachträglich sehr leicht an jeder Rute anbringen und auch wieder abnehmen lässt. Auf diese Weise hast du einen zusätzlichen Leitring direkt oberhalb des Rutengriffes, der dir die Handhabung der Schnur nicht nur im Wurf sondern in allen Phasen des Angelns erleichtert.

6.3.2. PHASE ZWEI: STRIKE ZONE

Dies ist die heiße Zone, in der du die meisten Fische fangen wirst. In diesem Bereich ist aufgrund der Nähe die Wirkung der Strömung auf dein Tippet minimal und du hast ausgezeichneten Kontakt zu deinen Nymphen.

Wenn du Sie in der Absinkphase alles richtig gemacht hast, erreichst du mit getrecktem Tippet die Strike Zone und die Nymphen driften perfekt über dem Gewässergrund. An der Sichthilfe erkennst du, ob dein Tippet schön gestreckt ist. Sobald die Sichthilfe selbst gestreckt ist, arbeiten deine Nymphen richtig. Wenn du das Gewicht deiner Nymphen korrekt auf die herrschende Strömung und Wassertiefe abgestimmt hast, gleitet das Tippet praktisch von selbst durch die Strike Zone und du brauchst ihm nur noch mit der Rutenspitze zu folgen. Idealerweise befindet sich deine Rutenspitze dabei ganz leicht vor dem Tippet. Allerdings ohne zu übertreiben, denn das würde deine Nymphen nur unnötig schnell über den Gewässergrund ziehen und so die Drift ruinieren.

Es wird immer wieder vorkommen, dass auch bei einer perfekten Drift das Tippet plötzlich stoppt, weil sich die Nymphen am Gewässergrund festgesetzt haben. Sofern es nicht um einen unlösbaren Hänger handelt, genügt es meist, leicht mit der Rutenspitze entgegen der Strömungsrichtung zu zupfen, um deine Nymphen zu lösen und sie weiter driften zu lassen.

6.3.3. DRITTE PHASE: ENDPHASE

Die letzte Phase ist keineswegs zu unterschätzen. Sie wird sicherlich nie so ertragreich sein wie die Strike Zone, aber unter bestimmten Umständen wirst du auch in dieser Phase noch eine Menge Fische fangen.

Sobald die Drift in der Strike Zone zu Ende ist, treiben die Nymphen nicht mehr frei ab, sondern werden von der Schnur zurückgehalten. Durch die Strömung werden sie vom Gewässergrund in Richtung Oberfläche gedrückt und dabei auch gleichzeitig zum deinem Ufer hin. Diese erzwungene Bewegung der ahmt sehr gut aufsteigende Insekten nach, die sich auch zur Wasseroberfläche bewegen, sobald sie schlüpfen. Daher solltest du es mit dem neuerlichen Auswerfen nicht ganz zu eilig haben, sondern deinen Nymphen genügend Zeit geben, damit sie sich vom Grund lösen und möglichst natürlich aufsteigen. Am Ende der Drift senkst du die Rute in Richtung Wasseroberfläche und wartest einige Sekunden, indem du Nymphen gegen die Strömung hältst. Dabei kannst du die Rutenspitze auch zwei- oder dreimal leicht heben und senken, um den Nymphen ein wenig Leben einzuhauchen. Wenn sich nichts tut, machst du einfach deinen nächsten Wurf und beginnst deine nächste Drift wiederum bei Phase eins.

In dem folgenden kurzen Videoclip sehen Sie zwei Fänge, die genau in dieser finalen Phase der Drift kommen:

7. ABSCHLIESSEND

Unzählige andere Aspekte hätten noch erwähnt und vertieft werden können, insbesondere die vielen Varianten des Werfens in ganz bestimmten Situationen, das Anpassen der Drift an spezielle Bedingungen und vieles andere mehr.

Andererseits haben wir alle grundlegenden Bereiche des Euronymphs dargestellt und ein Fliegenfischer, der sich mit dieser Angeltechnik das erste Mal auseinandersetzt, erhält mit diesem Beitrag sicherlich eine ganze Reihe grundlegender Informationen, um erfolgreich starten zu können.


Kommentare

Ciao, articolo molto interessante! Quale setup consiglieresti per fiumi piccoli in cui la profondità degli spot varia molto frequentemente, da 30-40cm a massimo un metro, un metro e mezzo nelle buche?

Aristide F., 23.01.24 22:07
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Gabriele Cabizzosu
Gabriele Cabizzosu
Fliegenfischer & Fliegenbinder
Job: Senior Marketing Manager
Hobbies: Reisen, Fischen, Fotografieren
Er begann vor 15 Jahren mit dem Angeln und versuchte sich in den verschiedensten Techniken, bis er schließlich zum Fliegenfischen kam. Seitdem sind mehr als 10 Jahre vergangen und bis heute ist das Fliegenfischen seine liebste Angeltechnik geblieben. Da er auch eine Leidenschaft für die Fotografie hat, hat er diese beiden Passionen im Laufe der Zeit miteinander verbunden und versucht, mit seinen Bildern all die Emotionen zu vermitteln, die nur das Fliegenfischen vermitteln kann.
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